Störfaktor Publikum – So gehen Sie mit Publikumswiderständen um

Auch am Ende einer erfolgreichen Präsentation, Keynote oder eines Meetings kann es zu anschließenden Fragen oder sogar Meinungsverschiedenheiten seitens Ihres Publikums kommen. Die Gründe dafür sind vielfältig – sie sind logisch, emotional oder beruhen auf einer bestimmten Voreingenommenheit. Unabhängig davon, ist es wichtig, dass Sie sich im Laufe Ihrer Vorbereitung und Ihrer Recherche intensiv mit möglichen Publikumswiderständen auseinandersetzen und sich im Vorfeld darauf einstellen.

Wenn Speaker oder Moderatoren auf der Bühne stehen vergessen Sie oft eine enorm wichtige Tatsache – es geht in dem Moment nicht um die sprechende Person, sondern um das Publikum. Sie sind nicht der Star der Show, Ihr Ziel ist es nicht, sich durch diesen Moment der Aufmerksamkeit zu bereichern. Sondern vielmehr Ihr Publikum mit Ihrem Wissen zu lehren, es zu unterhalten oder ihnen Ihre wichtige Idee zu vermitteln. Es liegt zwar an Ihnen auf welche Art und Weise Sie Ihre Botschaften präsentieren, doch wenn diese mit Ihrer Zielgruppe nicht übereinstimmen, wird Ihr Publikum Schwierigkeiten haben Ihre Botschaften aufzunehmen. Daher ist es wichtig, dass Sie sich im Vorfeld Strategien und Taktiken ausarbeiten, um mit Publikumswiderständen umzugehen.

Widerstände seitens des Publikums bedeuten nicht gleichzeitig ein Misserfolg Ihrer Rede oder Ihrer Präsentation. Sofern Sie sich darauf einstellen die unterschiedlichen Perspektiven Ihres Publikums zu beachten und zu verstehen, sorgen Sie mit einer konstruktiven Argumentation für eine umso höhere eigene Kompetenz in den Augen Ihrer Zuhörer. Berücksichtigen Sie verschiedene Standpunkte Ihres Publikums und seien Sie bereit Zweifel oder Ängste anzusprechen. Präsentieren Sie sich als eine offene Person, die bereit ist unterschiedliche Standpunkte in Betracht zu ziehen. 

Im Folgenden zeige ich Ihnen die drei häufigsten Arten von Publikumswiderständen. Mit ein paar Tipps und einer guten Präsentationsvorbereitung schaffen Sie es auf die unterschiedlichen Ansichten und Meinungen Ihrer Zuhörer einzugehen und diese erfolgreich in Ihre Präsentation einzubauen.

1. Auf Logik basierende Skepsis

Eines der häufigsten Gründe für Publikumswiderstände basiert darauf, dass Ihre Zuhörer mit Ihrer Logik nicht einverstanden sind. Voraussichtlich haben Ihre Zuhörer andere Erfahrungen gemacht als Sie und haben dadurch Ihre eigene Meinung gebildet. Wichtig ist es, dass Sie in der Lage sind offen und unvoreingenommen zu sein, um Ihr Publikum durch unterschiedliche Perspektiven zu leiten. Zwar präsentieren Sie Ihre eigene Meinung und Ihre eigenen Botschaften, denken Sie aber daran, dass Sie nicht nur Ihren Standpunkt vertreten, sondern die Präsentation für Ihre Zuhörer halten.

Mein Tipp: Recherchieren Sie im Vorfeld ausführlich zu Argumenten und Perspektiven, die mit Ihrer eigenen Botschaft nicht übereinstimmen. Auf diese Art und Weise sind Sie von vornherein mit möglichen Ansichten Ihrer Zuhörer vertraut und können somit besser auf skeptische Fragen und mögliche Kommentare reagieren. 

Eine tiefgründige Recherche von Gegenargumenten hilft Ihnen ebenfalls, sich besser in Ihre Zuhörer hineinzuversetzen – Sie haben dadurch ein viel tieferes Verständnis für Ihr Thema und können Ihren Standpunkt besser vertreten.

2. Emotionale Ablehnung

Viel schwieriger als logische Aspekte, gestalten sich die Widerstände, die auf eigenen Emotionen basieren. Emotionale Widerstände sind irrational und basieren auf der ersten Reaktion, die bei Ihrem Publikum entsteht. Sie basieren ebenfalls auf eigener Erfahrung, eigener Voreingenommenheit oder einem eigenen Moralkodex. Missachten Sie die emotionale Meinung Ihres Publikums oder verletzen diese sogar, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Sie als Redner bzw. Rednerin bei diesem Publikum keine Chance auf eine Zuneigung mehr haben.

Mein Tipp: Gehen Sie mit den auf Emotionen basierenden Widerständen sehr vorsichtig um. Versuchen Sie sich in die Situation und in die Meinung Ihrer Zuhörer hineinzuversetzen. Zeigen Sie in Ihrer Argumentationsstruktur viel Empathie und Zuneigung. Sie dürfen auf Emotionen auf keinem Fall mit Emotionen reagieren. Vielmehr sind jetzt Ihre Logik und Ihre logische Argumentation gefragt.

3. Praxisbezogene Einwände

Besonders bei Meetings oder beim Pitchen eines Projektes kann es dazu kommen, dass Ihre Zuhörer mit praxisbezogenen Einwänden auf Sie zukommen. Konstruktive Gegenargumente wie z.B. physische, zeitliche oder evtl. personelle Herausforderungen werden aufkommen und es liegt an Ihnen diese genauso rational und konstruktiv zu beantworten und zu widerlegen.

Mein Tipp: In so einer Situation ist Ihr Einfühlungsvermögen und Ihre klare Argumentationsstruktur gefragt. Entscheidend ist Ihre permanente Anpassung an Ihre Situation und Ihre spezifischen Gegebenheiten. Präsentieren Sie Ihren Zuhörern bzw. Ihrem Team, warum Sie der Meinung sind, dass Sie ein bestimmtes Projekt umsetzen können. Präsentieren Sie sowohl die anfänglichen Herausforderungen als auch die Benefits, die Sie, Ihr Team und Ihr Unternehmen anschließend haben werden. Ihre Botschaft sollte dabei auf eine gemeinsame Leistung und auf dem Gefühl der Zusammengehörigkeit beruhen.

Eine tiefgründige Analyse Ihrer Zielgruppe und den damit verbundenen Gegenargumenten hilft Ihnen dabei, sich nicht nur inhaltlich vorzubereiten, sondern auch mit möglichen Publikumswiderständen umzugehen. Sie wirken somit kompetenter und offener gegenüber der Meinung Ihrer Mitmenschen. Ihr Publikum wird es Ihnen ansehen und Sie als Redner somit eher akzeptieren.

Wenn Sie nicht einschätzen können, mit welcher Art von Widerständen Sie höchstwahrscheinlich konfrontiert werden, empfehle ich Ihnen Ihre Rede vorerst jemandem zu präsentieren. Es könnte nämlich sein, dass Sie zu tief mit Ihrem Thema und Ihrer eigenen Meinung verbunden sind, dass Sie keine andere Perspektive sehen. Bitten Sie Ihre Freunde, Kollegen oder Assistenten darum, Ihre Präsentation anzuhören und Ihnen dazu Feedback zu geben. Machen Sie einen Realitätscheck, ob Ihre Präsentation publikumstauglich ist oder nicht.